Dr. Karolina Engenhorst – Leiterin des Qualitätsmanagements an der Hochschule München
1. Was brauchen Sie heute im Beruf, was Sie im Studium nicht gelernt haben?
Wertschätzende Kommunikation und Konfliktkultur: Wir schätzen heutzutage Dinge und nutzen Menschen, anstatt Dinge zu nutzen und Menschen zu schätzen. Materielles, Status- und Ego-Nährendes nehmen einen großen Stellenwert in unserer Gesellschaft ein. Ich vertrete die Überzeugung, dass der Mensch und das soziale Miteinander im Zentrum unseres Wirkens stehen sollten – als Zweck, nicht als Mittel. Dazu braucht es auch konstruktive Konflikte, die gelernt sein wollen.
2. Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Das Problem der Durchlässigkeit: Mit einem kleinen Knopf in unseren Köpfen ließe sich Standesdünkel und „Klassenkampf“ lösen, Gleichwertigkeit und Miteinander statt Gegeneinander wären das Ergebnis. Dieser Knopf heißt Wertschätzung und Verbindung statt Misstrauen und Trennung. Warum sagen wir, dass wir alle gleich sind, während es nur wenige auch so meinen? Ich denke Angst und unreflektierte, untergründig in uns wirkende, alte Muster sind der Grund: Jeder kann also etwas dagegen tun.
3. Lektüre muss sein. Welche?
Bodo Janssens Stille Revolution. Die Welt würde schlagartig besser, wenn nur ein paar wenige Grundzüge dieses Buchs flächendeckend umgesetzt würden: Wäre es nicht wunderbar, wenn wir alle arbeiten würden, um unsere wichtigsten eigenen Bedürfnisse zu erfüllen? Jeden Tag aufstehen und sich auf die Arbeit freuen? Und dann noch mit dem eigenen Tun das Leben anderer bereichern? Bodo Janssen zeigt wie es selbst in der hochkompetitiven Tourismus-Branche funktionieren kann.
3½. Und sonst so?
Weniger planen und im Hier und Jetzt leben. Dankbar sein für das, was ich habe. Miteinander reden, sich helfen lassen und helfen … UND: entschleunigen, entschleunigen, entschleunigen 🙂
Quelle: Die ZEIT, WISSEN3, 3½ Fragen an… Dr. Karolina Engenhorst, 19.11.2020